Stressfreie Hundeerziehung für Anfänger – So geht’s
Wie erzieht man seinen Hund richtig? Welche Fehler muss ich als Anfänger vermeiden, damit mein Vierbeiner nicht eines Tages zum Problemhund wird?
Die einen predigen Strenge und unbedingten Gehorsam: Der Hund muss von Anfang an begreifen, dass er nichts zu melden hat. Die anderen bevorzugen eher die sanfte Tour: Hundeerziehung ohne Stress und Zwang für Mensch und Tier.
Schnellüberblick:
- Grundlagen: Verstehe die Bedürfnisse und rassetypischen Eigenschaften deines Hundes. Vertrauen ist wichtiger als Dominanz – moderne Hundeerziehung setzt auf Führung durch Souveränität statt Unterwerfung.
- Erste Schritte: Brustgeschirr, kurze Leine, kleine Leckerlis als Grundausstattung. In den ersten Tagen nur wenige Räume zugänglich machen, feste Routinen etablieren und keinen Besuch empfangen.
- Training: Nutze natürliche Reflexe (bei „Sitz“ Leckerli nach oben halten) und belohne innerhalb von drei Sekunden. Wiederholung und Routine sind der Schlüssel zum Erfolg.
- Bei Problemen: Bleibt der Hund ungehorsam, bewahre Ruhe und beginne das Training von vorne. Oft stecken Stress, Ablenkung oder gesundheitliche Probleme dahinter.
- Erfolgsrezept: Geduld, Ruhe, positive Verstärkung und viele kleine Belohnungen funktionieren besser als Strenge oder Zwang.
Die Bedürfnisse des Hundes kennen
Hundeerziehung für Anfänger ist nicht schwer, wenn man einige Grundregeln beherzigt. Der Hund ist nämlich von Natur aus in der Lage, sich auf eine Familie oder auf einen einzelnen Menschen einzustellen, vorausgesetzt der Mensch versteht die Körpersprache des Hundes und kennt seine Bedürfnisse. Ich muss wissen, was mich bei einer bestimmten Rasse erwartet.
Das gilt auch für Mischlinge, sie tragen eben die Eigenschaften mehrerer Rassen in sich. Wenn ich mir einen Jagdhund ins Haus hole, dann wird er jagen, ob ich das möchte oder nicht. Deshalb macht der Hund auch grundsätzlich nichts falsch, wenn er nach seinen natürlichen Instinkten handelt. Ich als sein Halter bin gefordert und muss die rassetypischen Eigenschaften bei meinen Erziehungsversuchen berücksichtigen.
Sobald du die Bedürfnisse deines Hundes verstanden hast, geht es darum, diese praktisch umzusetzen. Dafür brauchst du nicht nur das richtige Wissen, sondern auch die passende Ausrüstung und einen durchdachten Plan für die ersten Wochen.
Die ersten Schritte – Was Anfänger unbedingt wissen sollten
Die Ausrüstung ist wirklich wichtig, aber man muss nicht gleich ein Vermögen ausgeben.
Diese Grundausstattung hat sich bei Ela bewährt:
- Ein gut sitzendes Brustgeschirr (verhindert Würgen und gibt dir mehr Kontrolle)
- Eine 2-3 Meter Leine aus robustem Material
- Hochwertige kleine Leckerlis, die schnell geschluckt werden (können auch gerne Selbstgebackene sein)
- Ein Kuscheltier oder eine Decke für Sicherheit
- Futter- und Wassernäpfe aus Edelstahl oder Keramik
Bei den Leckerlis hab ich anfangs den Fehler gemacht, große Hundekekse zu kaufen. Ela hat ewig gekaut und dabei vergessen, wofür sie eigentlich belohnt wurde. Kleine Stückchen getrocknetes Fleisch oder spezielles Trainingsfutter funktionieren viel besser.
Sobald du die Grundausstattung beisammen hast, kannst du dich auf den wichtigsten Moment vorbereiten: den ersten Tag zu Hause. Als Ela das erste Mal zu mir kam, hatte ich zwar alles eingekauft, aber trotzdem vieles falsch gemacht.
Ich dachte, ich muss ihr sofort die ganze Wohnung zeigen und alle Regeln beibringen. Riesiger Fehler! Weniger ist mehr in den ersten Wochen.
So würde ich die ersten Tage heute gestalten:
- Nur ein oder zwei Räume zugänglich machen
- Feste Zeiten für Füttern, Gassi gehen und Ruhe einhalten
- Viele kurze Ruhepausen zwischen den Aktivitäten
- Keinen Besuch die erste Woche – das verwirrt nur
All diese Maßnahmen haben ein gemeinsames Ziel: Vertrauen aufzubauen. Und das ist wirklich das Wichtigste überhaupt. Vertrauen kann man nicht erzwingen, das musste ich auf die harte Tour lernen.
Was wirklich geholfen hat beim Bindungsaufbau:
- Ruhig sprechen, nie schreien oder hektisch werden
- Ela ihr Tempo bestimmen lassen beim Kennenlernen
- Regelmäßige Rituale einführen (Morgenspaziergang, Abendfütterung)
- Gemeinsame ruhige Zeit ohne Training oder Kommandos
Wenn diese Vertrauensbasis erst einmal da ist, wird auch das eigentliche Training viel einfacher. Dann ist dein Hund bereit zu lernen – und du kannst mit den ersten Übungen beginnen.
Lernen leicht gemacht
Der Hund hat sich nur deshalb zum besten Freund des Menschen entwickelt, weil er in der Lage ist sich durch Lernen anzupassen. Jeder Hund kann lernen, der erst wenige Wochen alte Welpe genauso wie der schon ältere Hund aus dem Tierheim. Die meisten Hunde lernen mit großer Begeisterung, auch das, was sie besser nicht lernen sollen,
- durch Nachahmen
- durch erklären mit Zeit und Geduld
- durch Try and Error
Mit Wiederholung und Routine zum Ziel
Der Hund sieht ein Verhalten und macht es nach, nicht gleich, aber nach der hundertsten Wiederholung. Das kann ich in der Hundeerziehung ausnutzen, in dem ich Routine in den Alltag bringe. Rituale helfen das Gelernte zu erinnern und geben Sicherheit. Das gilt besonders für die Fütterung. So kann ich verhindern, dass der Hund am Tisch bettelt, wenn er sein Futter zur selben Zeit bekommt wie die Familie ihr Abendessen.
In Verbindung mit Futter gibt es zwei weitere wichtige Trainingspunkte, die geübt werden können. Zum einen fördert es Gehorsam, wenn der Hund erst auf mein Kommando warten muss, bevor er an den Fressnapf darf. Und damit lernt er zugleich auch, dass er nur dann Fressen darf, wenn er von mir die ausdrückliche Erlaubnis dazu bekommen hat. Damit verhindere ich, dass er draußen möglicherweise Giftiges aufnimmt. Das klappt nicht auf Anhieb, aber auch hier macht Übung den Meister.

Natürlichen Reflex bei „Sitz“ nutzen
Nichts motiviert einen Hund besser als Belohnen. Bei „Sitz“ nützt man einen natürlichen Reflex in Verbindung mit einem Leckerchen: Man stellt sich vor den Hund, hält ein Leckerchen hoch und sagt ruhig „Sitz“ – oder ein anderes Wort, es muss nur immer dasselbe sein. Der Hund wartet auf das Leckerchen, er bekommt es aber nicht.
Ich wiederhole das Befehlswort und warte darauf, dass er mich anschaut. Dazu muss er sich aber hinsetzen, um zu mir aufschauen zu können. Sitzt er, dann bekommt er das Leckerchen und viel Lob. Das wiederholt man so oft, bis der Hund kapiert hat: Wenn ich mich brav hinsetze, gibt es bei dem merkwürdigen Wort „Sitz“ eine Belohnung.

Aufbaukommando „Platz“
Wenn das Kommando „Sitz“ klappt, kann ich mit dem Kommando „Platz“ beginnen. Hierbei handelt es sich um ein Aufbaukommando: Wenn der Hund sitzt, führe ich ein Leckerchen von der Schnauze in Richtung Boden und sage „Platz“. Wieder folgt der Hund einem natürlichen Reflex, er legt sich hin und wird belohnt. Aber Achtung: Ich habe nur drei Sekunden Zeit, um beim Hund die Verknüpfung „Sitz, Hintern runter oder Platz, Hinlegen, Leckerchen rein“ herzustellen.
Danach bringt er Verhalten und Belohnung nicht mehr in Verbindung, da helfen dann auch die besten Hundetraining Tipps nichts mehr. In diesem Zusammenhang gibt es eine Reihe guter Hilfsmittel für die Hundeerziehung ohne Stress, wie zum Beispiel den Clicker. Immer wenn der Hund ein gewünschtes Verhalten zeigt, sich also hinsetzt oder hinlegt, wird geklickt und mit einer Belohnung verstärkt.
„Wie werde ich Rudelführer beim Hund“?
Die Antwort auf die Frage „Wie werde ich Rudelführer beim Hund“ hat ebenfalls im Laufe der letzten Jahre eine Wandlung erfahren. Früher war es in der Hundeerziehung üblich, dem Hund zu zeigen, wer der Chef ist. Aus Beobachtungen von freilebenden Wölfen weiß man heute, dass der Leitwolf seine „Familie“ nicht durch Strenge und Stärke zusammenhält, sondern durch Vertrauen. Auf die Hundeerziehung für Anfänger übertragen heißt das, dass der Mensch in schwierigen Situationen die Führung übernehmen muss und der Hund sich getrost seinem Rudelführer anvertrauen kann.
Das gilt auch für die Frage „Wie zeige ich meinem Hund das ich der Chef bin?“ Denn wenn ich das Vertrauen meines Hundes genieße, ist es leicht, die von mir aufgestellten Regeln mit Souveränität und Ruhe freundlich, aber konsequent durchzusetzen. Soll der Hund nicht auf die Couch, schubse ich ihn solange sanft wieder runter, bis er es verstanden hat. Auf die Frage „Wie zeige ich meinem Hund das ich der Chef bin“ kann es demnach nur eine Antwort geben: Ich zeige es ihm nicht, ich bin der Chef, immer und in jeder Situation.

Der Hund hört plötzlich nicht mehr
Der Hund hört plötzlich nicht mehr? Das sind die Momente, in denen der Hund genau das tut, was sein Instinkt ihm vorschreibt. Er hat einen Hasen gesehen und weg ist er. Dann bleibt nichts anderes übrig, als auf seine Rückkehr zu warten. Am besten an der Stelle, an der er entlaufen ist.
Hilfreich kann die Konditionierung auf eine Hundepfeife sein. Sie überträgt, anders als die menschliche Stimme, keine Emotionen wie Wut oder Ärger, die den Hund erst recht davon abhalten, zurückzukommen. Das Rückrufen mit der Hundepfeife ist aber nur dann zuverlässig, wenn das Training in kleinen Schritten aufgebaut und möglichst oft wiederholt wird.
Locker an der Leine
So mancher Spaziergang wird zum Hürdenlauf, wenn der Hund an der Leine zieht und zerrt. Es braucht Geduld, bis der Hund entspannt neben einem hermarschiert.
Am schnellsten versteht der Hund was „Fuß“ bedeutet, wenn ich abrupt die Richtung wechsele, immer dann, wenn der Hund zu weit nach vorne eilt.
Wichtig ist aber, dass der Hund auf dem Spaziergang ausgelastet wird. Er will schnüffeln und sich bewegen dürfen. Deshalb übt man bei Fuß gehen am besten auf dem Heimweg, nachdem der Hund sich ordentlich austoben konnte.
Der Hund hört nicht und macht was er will
Hören ist das eine, Gehorchen etwas anderes. Der Hund gehorcht plötzlich nicht mehr? Dann ist er in einer Flegelphase und testet seine Grenzen aus. Auch hier sind die besten Hundetraining Tipps: Ruhe und Geduld bewahren. Schreien oder gar Gewalt bewirken das Gegenteil und können als Aufforderung zu noch mehr Randale verstanden werden.
Der Hund gehorcht plötzlich nicht mehr? Dann darf er nicht spüren, dass er mich mit seinem Verhalten zornig macht. Am besten ist in einer solchen Phase mit dem Training noch einmal ganz von vorne zu beginnen, auch wenn der Hund alle Befehle im Training längst perfekt beherrscht. Der Hund hört nicht und macht was er will ist ebenfalls ein bekanntes Szenario. Schaltet der Hund auf stur, brauche ich den längeren Atem. Aber im Grunde gibt es keine sturen Hunde. Es gibt Hunde, die wollen gefallen und es gibt Hunde, die behalten aller Erziehungsversuche zum Trotz ihren eigenen Kopf.
Aber oftmals kann ein plötzlicher Gehorsamsverlust bei Hunden auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein.
- Stress
- Ablenkung
- Unsicherheit oder auch
- gesundheitliche Probleme
Sie können dazu führen, dass unser tierischer Freund scheinbar taub für unsere Befehle wird. In solchen Momenten ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und behutsam darauf zu reagieren.
Zunächst ist es ratsam, die Gründe für das Verhalten unseres Hundes zu analysieren. Hat sich in seinem Umfeld etwas verändert? Fühlt er sich unwohl oder gestresst? Ist er möglicherweise krank oder verletzt? Ein Besuch beim Tierarzt kann helfen, etwaige gesundheitliche Probleme auszuschließen.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Kommunikation mit unserem Vierbeiner zu überprüfen. Verwenden wir klare und eindeutige Befehle? Haben wir die Aufmerksamkeit unseres Hundes, bevor wir ein Kommando geben? Manchmal kann es auch helfen, die Belohnungsstrategie anzupassen und unserem Hund positive Verstärkung zu geben, wenn er gehorcht.
Fazit
Die Erforschung des Verhaltens unserer Hunde ist in den letzten Jahrzehnten nicht stehen geblieben. Vieles, was früher in der Hundeerziehung als gesetzt galt, ist heute überholt. War es früher üblich, seinen Hund zu „unterwerfen“, nutzt man heute seine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit und den unbändigen Lernwillen. Besonders gut funktioniert das mit Ruhe, Geduld und vielen Leckerchen.