Warum leckt mein Hund alles ab? – Ein ehrlicher Ratgeber aus der Praxis
Kennst du das? Kaum hast du den Kaffeetisch gedeckt, ist dein Hund auch schon zur Stelle – mit der Zunge im Einsatz. Böden, Möbel, deine Hände, dein Gesicht – nichts ist vor ihm sicher. Aber warum leckt dein Hund eigentlich alles ab?

Dieses Verhalten kann einerseits ganz harmlos sein – und sogar wichtig. Denn durch das Lecken trainiert der Hund seine Fähigkeit, Geruchs- und Geschmacksinformationen zu unterscheiden und richtig einzuordnen. So gelingt es ihm, seine Umwelt besser zu verstehen und dieses Wissen im Alltag zu nutzen.
Schwierig wird es, wenn diese Schleckaktionen viel zu lange und viel zu häufig vorkommen. Sie können dann auch die Ursache für körperliche oder psychische Probleme sein. In diesem Artikel schauen wir uns die häufigsten Gründe an, warum Hunde alles ablecken. Und das Beste: Du bekommst direkt umsetzbare Tipps, wie Du Deinem Vierbeiner helfen kannst, dieses Verhalten abzustellen, damit er sich wohler fühlt und auch Dein Alltag entspannter abläuft.
Die wichtigsten Punkte:
Hunde lecken zur Kommunikation, aus Langeweile, Stress oder wegen gesundheitlicher Probleme wie Allergien. Wird obsessiv geleckt, kann das ein Warnzeichen sein. Mehr Beschäftigung hilft – bei anhaltendem Verhalten sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.
Warum leckt mein Hund alles ab? – Die häufigsten Ursachen
Ehrlich gesagt, ich dachte früher immer, dass meine Hündin einfach nur… naja, ein bisschen komisch war. Mia hat alles abgeleckt – die Couch, meine Beine, den Boden, sogar die Wände. Ich hab mir nicht viel dabei gedacht, bis ich eines Tages bei der Tierärztin war und sie mich darauf angesprochen hat. „Das könnte mehr dahinterstecken“, meinte sie. Und boy, hatte sie recht.
Das erste, was ich gelernt habe: Lecken ist erstmal total normal. Welpen lecken ihre Mutter und Geschwister ab – das ist ihre Art zu kommunizieren und Bindung aufzubauen. Viele Hunde behalten diese Gewohnheit ihr ganzes Leben bei. Bei Mia war das definitiv der Fall. Als sie klein war, hat sie alles abgeleckt, was nicht bei drei auf dem Baum war.
Aber dann wurde es… intensiver. Sie hat angefangen, mich regelrecht abzulecken, wenn ich nach Hause kam.
Die häufigsten Gründe für übermäßiges Lecken sind nämlich:
- Aufmerksamkeitssuche – Hunde lernen schnell, dass Lecken eine Reaktion von uns auslöst
- Stressabbau – Lecken setzt Endorphine frei und beruhigt den Hund
- Langeweile – Unterbeschäftigte Hunde suchen sich eigene „Hobbys“
Bei Mia war es eine Mischung aus allem. Golden Retriever sind ja bekannt dafür, dass sie ihre Menschen abgöttisch lieben. Anfangs fand ich das süß – wer mag nicht die Aufmerksamkeit seines Hundes? Später hab ich gemerkt, dass sie das hauptsächlich gemacht hat, wenn ich gestresst war oder wenn im Haus viel los war.
Das Problem mit der Langeweile habe ich leider viel zu spät erkannt. Mia ist zwar kein Border Collie, aber auch Golden Retriever brauchen geistige Herausforderungen.
Als ich noch im Büro gearbeitet habe, musste ich sie oft den ganzen Tag allein lassen – nur unterbrochen von einer kurzen Pinkelpause.
Sie fing an, ihre Stofftiere und Spielsachen obsessiv abzulecken. Ich merkte es an den völlig durchfeuchteten Gegenständen – dachte mir aber zunächst nichts dabei.
Der Wendepunkt kam, als Mia begann, sich selbst – besonders an den Pfoten – intensiv zu lecken. Ich war erschrocken und sprach mit meiner Tierärztin. Die Diagnose: eine Hautentzündung.
Medizinische Ursachen für übermäßiges Lecken können sein:
- Hautreizungen oder Allergien – juckende Stellen werden instinktiv geleckt
- Magenprobleme – Lecken regt den Speichelfluss an und lindert Übelkeit
- Schmerzen – Hunde lecken schmerzende Körperstellen ab
- Neurologische Störungen – können zu zwanghaftem Lecken führen
Mittlerweile erkenne ich die Warnsignale viel besser. Wenn Mia plötzlich anfängt, obsessiv zu lecken, checke ich erstmal: Ist sie gelangweilt? Gestresst? Oder leckt sie eine bestimmte Stelle? Auch äußere Einflüsse können eine Rolle spielen:
- Reinigungsmittel – bestimmte Gerüche oder Geschmäcker können das Leckverhalten auslösen
- Stress durch Veränderungen – Umzug, neue Familienmitglieder, andere Routine
- Salzige Haut – nach dem Sport lecken viele Hunde die salzige Haut ab
Der Trick ist, auf die Umstände zu achten. Leckt dein Hund nach dem Putzen mehr? Könnte an den Reinigungsmitteln liegen. Nach dem Essen? Vielleicht Magenprobleme. Immer dieselbe Stelle? Ab zum Tierarzt. Mia und ich haben definitiv unsere Lektionen gelernt, und heute kann ich viel besser einschätzen, wann ihr Leckverhalten normal ist und wann ich aufmerksam werden sollte.
Wann ist das Lecken bedenklich? – Warnzeichen für Hundebesitzer
Das Problem ist, dass wir als Hundebesitzer oft denken: „Ach, das macht er schon immer so.“ Aber es gibt definitiv Grenzen zwischen normalem und bedenklichem Verhalten. Bei Mia hab ich das auf die harte Tour gelernt.
Exzessives Lecken erkennen war für mich anfangs schwierig. Was ist normal, was ist zu viel? Meine Faustregel mittlerweile:
Wenn der Hund länger als 10-15 Minuten am Stück leckt und sich dabei nicht ablenken lässt, ist das ein Warnsignal. ☝️
Die offensichtlichsten Warnzeichen sind körperliche Schäden:
- Kahle Stellen – besonders an Pfoten, Beinen oder Flanke
- Rote, entzündete Haut – oft feucht und warm durch das viele Lecken
- Offene Wunden – wenn das Lecken nicht aufhört, entstehen schnell Verletzungen
- Verfärbungen im Fell – braune oder rötliche Flecken durch Speichel
Bei Mia waren es erst nur kleine kahle Stellen zwischen den Zehen. Ich dachte, das kommt vom vielen Spazierengehen. Falsch gedacht – sie hatte sich durch das ständige Lecken regelrecht wund geleckt.
Was mich richtig erschreckt hat: Mia hat angefangen, die seltsamsten Sachen zu lecken. Nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Couch oder Boden, sondern auch:
- Steinwände – draußen im Garten, stundenlang
- Metallgegenstände – Türklinken, Heizkörper
- Textilien – bis sie Löcher reingeleckt hat
Das war definitiv nicht mehr normal. Hunde lecken normalerweise Dinge, die interessant riechen oder schmecken. Aber Beton? Come on.
Der Wendepunkt kam, als sich Mias gesamtes Verhalten geändert hat. Sie war unruhiger, hat schlechter gefressen und war irgendwie… abwesend. Diese Kombination sollte jeden Hundebesitzer hellhörig machen:
- Appetitlosigkeit oder plötzliche Fressgewohnheiten
- Unruhe oder Apathie – beides ist nicht normal für Golden Retriever
- Vermeidung von Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben
- Schlafstörungen – Mia war nachts plötzlich sehr unruhig
Das Schlimmste waren die körperlichen Begleitsymptome. Mia hat angefangen zu würgen – nicht richtig erbrechen, aber so ein trockenes Würgen. Dazu kam Durchfall, der einfach nicht weggehen wollte. Ich hab das erstmal auf schlechtes Futter geschoben, aber in Kombination mit dem exzessiven Lecken war das ein klares Warnsignal.
Heute weiß ich: Wenn sich das Leckverhalten plötzlich verstärkt oder neue Symptome dazukommen, ist der Gang zum Tierarzt Pflicht. Bei Mia stellte sich raus, dass sie eine Futtermittelallergie entwickelt hatte – das Lecken war ihr Weg, mit dem Unwohlsein umzugehen.
Mein Tipp: Führt ein kleines Tagebuch über das Leckverhalten eures Hundes. Wann passiert es? Wie lange? Was wird geleckt? Das hat mir und der Tierärztin enorm geholfen, die Ursache zu finden. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber die Muster werden schnell deutlich, wenn man sie aufschreibt.
Was kann ich tun? – Lösungen & Trainingstipps im Alltag
Nach Mias Diagnose stand ich da wie der Ochs vorm Berg. „Okay, sie hat eine Allergie – aber wie krieg ich das Lecken weg?“ Die Tierärztin hat mir zwar Medikamente mitgegeben, aber das eigentliche Problem musste ich zu Hause lösen. Spoiler: Es war ein ziemlicher Lernprozess für uns beide.
Das erste, was ich falsch gemacht hab: Ich hab Mia angeschrien, wenn sie wieder angefangen hat zu lecken. Totaler Fehlgriff. Hunde verstehen nicht, warum wir plötzlich laut werden, und bei Golden Retrievern wie Mia führt das meist nur zu mehr Stress – und damit zu mehr Lecken. Ein Teufelskreis.
Mehr Beschäftigung war mein Gamechanger. Mia ist eine intelligente Hündin, und die Langeweile hat definitiv zum Problem beigetragen. Ich hab angefangen, ihr morgens vor der Arbeit richtig was zu bieten:
- Suchspiele – Leckerlis im Garten verstecken (15-20 Minuten)
- Denkspiele – Futterball oder Intelligenzspielzeug
- Apportieren – nicht nur werfen, sondern verschiedene Gegenstände bringen lassen
- Neue Kommandos – auch alte Hunde lernen gerne dazu
Das Wichtige dabei: Die geistige Auslastung macht Hunde müder als körperliche. Nach 20 Minuten Suchspiel war Mia genauso platt wie nach einer Stunde spazieren gehen.

Das Wichtigste: Geduld haben. Bei Mia hat es etwa 6-8 Wochen gedauert, bis das exzessive Lecken wirklich aufgehört hat. Aber es lohnt sich – für den Hund und für euch als Besitzer.
Wann sollte ich zum Tierarzt oder Verhaltenstherapeuten?
Ich bin ehrlich – ich bin viel zu lange nicht zum Tierarzt gegangen. „Das wird schon wieder“, hab ich mir bei Mias Leckproblem eingeredet. Drei Monate lang. Bis sie sich eine Pfote so wund geleckt hatte, dass sie angefangen hat zu humpeln. Da konnte ich nicht mehr wegschauen.
Der erste Tierarztbesuch war ein Schock für mich. Die Ärztin hat mich direkt gefragt: „Wie lange leckt sie schon so?“ Als ich „Etwa drei Monate“ gesagt hab, hat sie mich ziemlich vorwurfsvoll angeschaut. Zu Recht, wie ich heute weiß. Drei Monate sind eine verdammt lange Zeit für einen Hund mit Problemen.
Die Faustregel, die ich gelernt hab: Wenn das Leckverhalten länger als zwei Wochen anhält oder sich verschlechtert, ist es Zeit für den Profi. Bei Mia hätte ich schon viel früher gehen sollen, als sie angefangen hat, täglich stundenlang zu lecken.
Medizinische Ursachen abklären sollte immer der erste Schritt sein. Die Liste der möglichen Auslöser ist länger, als ich gedacht hätte:
- Allergien – Futter, Umwelt, Kontaktallergien
- Hautprobleme – Pilzinfektionen, Bakterien, Parasiten
- Verdauungsprobleme – Sodbrennen, Gastritis, Übelkeit
- Schmerzen – Gelenkprobleme, Verletzungen, chronische Leiden
- Neurologische Störungen – selten, aber möglich
Bei Mia war es eine Kombination aus Futtermittelallergie und einer sekundären Hautinfektion durch das viele Lecken. Hätte ich früher reagiert, wäre uns die Hautinfektion erspart geblieben.
Plötzlicher Beginn ohne ersichtlichen Grund ist immer ein Alarmsignal. Wenn euer Hund vorher nie übermäßig geleckt hat und plötzlich damit anfängt, stimmt was nicht.
Das Schwierige ist zu entscheiden: Tierarzt oder Verhaltenstherapeut? Meine Erfahrung: Immer erst zum Tierarzt. Auch wenn es „nur“ Verhalten zu sein scheint, können körperliche Ursachen dahinterstecken. Der Tierarzt kann das ausschließen, und dann könnt ihr weiter schauen.
Bei Mia war nach der medizinischen Behandlung noch nicht alles gelöst. Sie hatte sich das Lecken so angewöhnt, dass es zum Zwangsverhalten geworden war. Hier kam der Verhaltenstherapeut ins Spiel.
Die Trainerin hat mir Techniken gezeigt, die ich allein nie hinbekommen hätte. Verhaltenstherapie macht Sinn bei:
- Zwanghaftem Lecken – auch nach erfolgreicher medizinischer Behandlung
- Stress- oder angstbedingtem Verhalten– Trainingsmethoden sind sehr spezifisch
- Komplexen Verhaltensproblemen – wenn mehrere Probleme zusammenkommen
- Erfolglosem Eigentraining – manchmal braucht man professionelle Hilfe
Die Kosten haben mich erstmal geschockt – 80 Euro für die erste Stunde, dann 60 Euro pro Folgestunde. Aber wenn ich überlege, was ich an Tierarztkosten für Mias wunde Pfoten ausgegeben hab, war das Training günstiger.
Warnsignale, bei denen ihr sofort handeln solltet:
- Selbstverletzung – offene Wunden, kahle Stellen, Humpeln
- Begleitsymptome – Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit
- Verhaltensänderungen – Apathie, Aggression, Rückzug
- Verschlechterung trotz Maßnahmen – wenn eure Versuche nicht helfen
Bei Mia hätte ich spätestens reagieren müssen, als sie angefangen hat, nachts unruhig zu werden. Das war ein klares Zeichen, dass mehr dahintersteckt als nur Langeweile.
Mein Tipp: Führt ein Symptomtagebuch. Notiert euch:
- Wann wird geleckt?
- Was wird geleckt?
- Wie lange dauert es?
- Welche anderen Symptome gibt es?
Das hat der Tierärztin enorm geholfen, die richtige Diagnose zu stellen. Manchmal sieht man als Besitzer nicht alle Zusammenhänge, aber ein Profi erkennt die Muster sofort.
Wartet nicht so lange wie ich. Mia und ich hätten uns viel Stress erspart, wenn ich früher professionelle Hilfe geholt hätte. Lieber einmal zu früh zum Tierarzt als zu spät – euer Hund wird es euch danken.
Fazit: Zunge raus, Sorgen raus – mit Verständnis und Geduld zum Ziel
Dein Hund leckt nicht ohne Grund – ob aus Langeweile, Stress oder gesundheitlichen Problemen. Wichtig ist, die Ursache zu erkennen und liebevoll darauf zu reagieren. Mit ein bisschen Geduld, gezieltem Training und tierärztlichem Rat, wenn nötig, findet ihr gemeinsam eine Lösung. Und ganz ehrlich – ein bisschen Sabber gehört doch irgendwie zum Hundeleben dazu, oder? 😄
👉 Tipp zum Schluss: Beobachte deinen Hund bewusst – oft zeigt er dir mehr, als du denkst.