Suchspiele für Hunde – So beschäftigst du deinen Vierbeiner sinnvoll
Als ich das erste Mal mit meiner Golden Retriever-Hündin Mia spazieren ging, merkte ich schnell: Nur laufen langweilt sie zu Tode. Aber sobald ich Suchspiele einbaute, verwandelte sie sich in einen aufmerksamen, konzentrierten Partner. Heute kann ich mir unsere gemeinsame Zeit ohne diese Beschäftigung gar nicht mehr vorstellen.
Warum Suchspiele so wichtig für deinen Hund sind
Suchspiele sprechen das Grundbedürfnis deines Hundes an – das Beuteverhalten. Mit ihren 20 bis 30 Millionen Geruchszellen können Hunde zehnmal besser riechen als wir Menschen. Diese unglaubliche Fähigkeit macht sie zu perfekten Kandidaten für Suchaufgaben aller Art.
Bei Mia sehe ich immer wieder, wie sehr sie diese Spiele genießt. Sie ist nicht nur körperlich aktiv, sondern muss auch ihren Kopf anstrengen. Das macht sie ausgeglichen und stärkt gleichzeitig unsere Bindung.
Wichtig ist dabei, dass die Spiele nie in Stress oder Überforderung ausarten – dann wären sie kontraproduktiv.
Die verschiedenen Arten von Suchspielen
1. Futtersuche – Der perfekte Einstieg
Das ist die einfachste Form und eignet sich schon für Welpen. Ich werfe eine Handvoll Trockenfutter (natürlich von der Tagesration abgezogen) in einem weiten Bogen vor uns. Mia muss wartend sitzen bleiben, bis ich „Such!“ sage. Diese Impulskontrolle ist genauso wichtig wie das Suchen selbst.

Steigerung: Futterbrocken Suchen in der Art 3D- das heißt, hinter, vor, neben unter, in, über etwas verstecken und Mia muss es suchen.
2. Objektsuche – Die Königsdisziplin
Bei der Objektsuche lernt der Hund, einen bestimmten Gegenstand mit einem Hörzeichen zu verknüpfen – zum Beispiel das gezielte Suchen ihrer Leine.
Ich habe Mia das Hörzeichen „Hatschi“ beigebracht und es mit dem Gegenstand „Tempos“ verbunden. Dafür legte ich das Tempopäckchen zunächst sichtbar neben mich, nannte das Hörzeichen, gab ihr die Tempos ins Maul und wiederholte dabei „Hatschi“. Diese kurze Übung wiederholte ich täglich etwa fünf Mal, bis die Verknüpfung gespeichert war.
Sobald Mia auf das Hörzeichen reagierte, begann ich damit, das Tempopäckchen unter einem Tuch oder in einem Karton auf ihrer Spieldecke zu verstecken. Wenn ich „Hatschi“ sagte, suchte sie es begeistert und brachte es mir – wofür sie natürlich belohnt wurde.
Im nächsten Schritt legte ich die Tempos neben einen Ablenkreiz z.B. Tasse. Immer wenn ich „Hatschi“ sagte, verschob ich die Tempos mal rechts, mal links von der Tasse. Mia erkannte den richtigen Gegenstand und brachte mir zuverlässig die Tempos.
Erst als sie das Hörzeichen „Hatschi“ sicher zugeordnet hatte, führte ich ein neues Hörzeichen ein: „Tasse“. Auch diese Verknüpfung übte ich Schritt für Schritt, bis Mia zuverlässig zwischen beiden Gegenständen unterscheiden konnte.
Schließlich versteckte ich eins oder mehrere Tempos irgendwo im Raum, sagte das Hörzeichen – und Mia brachte sie mir. Das kontinuierliche Training führte dazu, dass sie das akustische Signal stabil abrufen konnte.
Der beschriebene Aufbau gilt auch z.B. für die Objektsuche Leine:
Die nächste Steigerung bestand darin, beide Gegenstände – Tempopäckchen und Tasse – nebeneinander zu platzieren. Mia sollte nun anhand des jeweiligen Hörzeichens „Hatschi“ oder „Tasse“ gezielt den richtigen Gegenstand auswählen und geben.
Noch herausfordernder wurde es, als wir die Übungen in freier Natur oder in anderen Alltagssituationen fortsetzten. Doch auch hier konnte Mia die Tempos zuverlässig finden, sobald ich „Hatschi“ sagte.

Die Objektsuche erfordert viel Geduld und kontinuierliches Training – doch es lohnt sich, denn sie macht nicht nur dem Hund Spaß, sondern fördert auch die geistige Auslastung und die Kommunikation zwischen Mensch und Tier.
3. Suchen und Apportieren kombinieren
Da Mia als Retriever das Apportieren besonders liebt, verbinde ich gerne beide Aktivitäten. Ein Beispiel: ich setze Mia ab und lasse sie kurz am Futtersäckchen riechen. Mia ist in Warteposition, während ich das Futtersäckchen irgendwo in der Wohnung oder draußen in der Natur verstecke. Entweder kann sie mich beim Verstecken beobachten oder nicht. Sie darf erst danach suchen, wenn ich vor ihr stehe und den Befehl gebe „such Säckchen“.
Objektsuchspiele wie „Hatschi“ oder „such Leine“ sind bei Mia immer mit Apportieren verbunden, da Mia es liebt, mir geforderte Dinge zu bringen.
4. Intelligenz-Suchspiele
Hier kombiniere ich das Suchen mit Problemlösungen. Ich verteile ein paar Leckerlis im Schnüffelkorb. Zusätzlich verstecke ich einige besondere Leckerbissen in Zeitungspapier und stopfe dieses Päckchen in eine Toilettenpapierrolle. Mia wird diese Leckerbissen riechen und muss eigenständig Wege finden, um dranzukommen. Das stärkt ihre Frustrationstoleranz und fördert kreatives Denken.
5. Buddeln und Suchen
Besonders im Wald verstecke ich gerne Mias Futterbeutel und grabe ihn ein Stück in den Boden ein. Das Buddeln löst bei ihr Anspannung und macht riesigen Spaß. Auch in Laubhaufen oder auf Sandspielplätzen funktioniert das prima.
Die wichtigsten Grundregeln
Nach Jahren der Erfahrung mit Mia habe ich gelernt, dass bestimmte Regeln unbedingt eingehalten werden müssen:
Vor dem Spiel:
- Der Hund sitzt in einer bestimmten Position und konzentriert sich auf dich
- Lass ihn an der „Beute“ riechen (Kommando: „Riech!“)
- Verstecke den Gegenstand zunächst sichtbar, später außer Sichtweite
Während des Spiels:
- Gib klare Kommandos („Such!“)
- Baue Täuschungsmanöver ein – sonst folgt der Hund nur deiner Spur
- Bleib in der Nähe oder laufe mit – das verstärkt das Gefühl des gemeinsamen Spiels
- Hilf mit Armbewegungen, wenn der Hund verunsichert ist
Nach dem Spiel:
- Maximum 10-15 Minuten spielen (ich stelle mir immer einen Wecker!)
- Auf Ermüdungszeichen achten
- Mit einem positiven Ergebnis beenden
- Klares Ende definieren („Mia, Pause!“)
So bringst du deinem Hund das Suchen bei
Die gute Nachricht vorweg: Das Suchen ist ein natürliches Grundbedürfnis von Hunden. Es muss also nicht von Grund auf erlernt werden – viele Hunde zeigen dieses Verhalten von sich aus.
Am besten beginnt man bereits in der Welpenzeit mit kleinen Suchübungen. Dabei eignen sich Futterstücke aus der regulären Tagesration, aber auch Möhren- oder Apfelstückchen sowie kleine Leckerli. Wichtig: Die Mengen sollten an die tägliche Futtermenge angepasst werden.
Die ersten Schritte
Ein zentrales Element beim Suchspiel ist die Impulskontrolle. Der Hund soll nicht sofort losstürmen, sondern erst auf ein klares Signal reagieren. Beispiel:
- Der Hund sitzt neben dir und wartet.
- Du wirfst einige Futterstücke in einem Bogen vor dich auf den Boden.
- Erst nach dem Hörzeichen – z. B. „Such!“ – und einer unterstützenden Handbewegung darf der Hund loslaufen.
Schon in dieser frühen Phase kann man den Hund vor der Freigabe am Suchobjekt schnuppern lassen. Das hilft ihm, gezielter zu suchen.
Aufbau von Konzentration und Impulskontrolle
Mit Mia habe ich früh bestimmte Grundprinzipien eingeübt:
- Sie bleibt neben mir sitzen, während ich Futter auswerfe.
- Erst auf mein Signal „Such!“ darf sie loslaufen.
- Kommt sie zwischendurch zurück, kann ich sie mit einem erneuten Hör- oder Sichtzeichen zur weiteren Suche animieren.
- Zur Steigerung kann die Übung unterbrochen werden: Ich rufe sie zwischendurch zurück – sie muss also die Suche unterbrechen, sich umorientieren und sich erneut fokussieren.
Solche Übungen fördern ihre Selbstständigkeit und stärken zugleich ihr Selbstbewusstsein.
Vom Alleinspiel zum gemeinsamen Suchen
Eine schöne Variante für ein partnerschaftliches Suchspiel: Du lässt unauffällig ein Leckerli fallen oder nutzt ein übersehenes Futterstück, um den Hund zurückzuholen und es gemeinsam zu suchen. So wird das Spiel zu einem kooperativen Erlebnis zwischen Mensch und Hund.
Häufige Fehler vermeiden
Der größte Fehler ist Überforderung. Wenn Mia müde wird, reduziere ich das Niveau sofort. Beim „Hatschi“-Spiel werfe ich dann das Taschentuchpaket sichtbar in eine Ecke – das kann sie auch müde noch problemlos bewältigen.
Wichtig ist auch die Tagesform zu beachten. An manchen Tagen ist Mia super motiviert, an anderen braucht sie einfachere Aufgaben. Flexibilität ist der Schlüssel zum Erfolg.
Gekaufte vs. selbstgemachte Suchspiele
Industriell hergestellte Intelligenzspiele haben oft den Nachteil, dass sie entweder zu kompliziert oder zu langweilig sind. Außerdem sind sie teuer und nicht immer sicher.
Ich bevorzuge selbstgemachte Varianten: Futterbrocken in einer Schachtel mit zerknülltem Papier, Leckerlis im Kong oder zwischen ungewaschener Wäsche im Wäschekorb verstecken. Das kostet nichts und ist genauso effektiv.
Mein Fazit
Suchspiele haben das Zusammenleben mit Mia revolutioniert. Sie ist ausgeglichener, aufmerksamer und unsere Bindung ist stärker geworden. Das Schönste ist: Du brauchst keine teure Ausrüstung – nur etwas Kreativität und die Bereitschaft, die Welt mit der Hundenase zu erkunden.
Probier es aus! Dein Vierbeiner wird es dir danken, und du wirst staunen, wie viel Spaß ihr zusammen haben könnt.